Samstag, 8. März 2008

109) Noch keine Saison für Deutsche Erdbeeren

Bild: © WWF / J. Matijevic

Die Deutsche Erdbeersaison beginnt zu spät, so meinen viele Erdbeerfreunde und greifen zu den ausländischen Erdbeerangeboten. Welche Folgen dieses Konsumverhalten hat - darüber denken viele nicht nach - hauptsache frische Erdbeeren...

Der WWF hat zusammen mit der REWE-Group darüber nachgedacht und ein Projekt gestartet, welches den umweltverträglicheren Erdbeeranbau in Spanien fördern soll. Hier der WWF Artikel dazu:

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Früchtchen mit weniger Durst

Berlin: Jetzt kommen sie wieder in die Geschäfte: Früh-Erdbeeren aus Spanien. Der WWF will jetzt mit dem Handelskonzern REWE Group dafür sorgen, dass nur noch Früchte auf den Markt kommen, die hohen Umweltstandards genügen. Denn der Anbau der hierzulande heiß begehrten Früchte ist mit erheblichen Belastungen für die Natur verbunden. Für den WWF ist vor allem der enorme Wasserverbrauch ein Problem. Das mehr als 100.000 Hektar große Naturschutzgebiet Doñana in der andalusischen Provinz Huelva, ein Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung, leidet besonders unter dem Erdbeerboom. Mehr als eine halbe Million Wasservögel überwintern in dem Gebiet. Doch die Landwirtschaft mit Tausenden illegaler Brunnen gräbt dem einmaligen Rast- und Brutgebiet zunehmend das Wasser ab. Es ist vor allem der wachsende Erdbeerhunger vieler Europäer, der die Region reich gemacht hat und zugleich die Natur massiv bedroht.

60 Prozent der Erdbeeren in deutschen Supermärkten stammen aus Spanien. In diesem Jahr kommen von dort erstmals Erdbeeren auf den Markt, bei denen zumindest sichergestellt ist, dass der illegale Anbau schrittweise aufhört, der Pestizideinsatz auf ein Minimum reduziert wird und die Bewässerung sparsam und nicht aus heimlich gebohrten Brunnen fließt. Die REWE Group hat ab diesem Jahr nur Lieferanten unter Vertrag, die garantieren können, dass sie die vom WWF mitentwickelten Mindeststandards der so genannten „Best Alliance“ einhalten.

Die Naturschützer vom WWF begleiten und überprüfen die Umsetzung der Anforderungen. Ziel ist es, den Wasserverbrauch von Jahr zu Jahr zu senken, indem z.B. auf effiziente Tröpfchenbewässerung umgestellt wird. Illegal angelegte, aber von den Verantwortlichen geduldete Erdbeerfelder müssen schrittweise verlagert werden. „Naturschutzgebiete dürfen nicht nur auf dem Papier existieren, sie müssen für die Landwirtschaft tabu sein“, fordert Martin Geiger. Der Leiter des Bereichs Süßwasser beim WWF Deutschland betont: „Wir sind erst am Anfang. Ziel ist es, den Erdbeeranbau in Südspanien insgesamt nachhaltiger zu gestalten. Die Qualitätskriterien werden nach und nach erhöht und weiter verbessert.“ Das betreffe nicht nur den Wasserverbrauch, sondern auch den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. REWE hat zugesichert, grundsätzlich nur noch Obst und Gemüse einzukaufen, das, die gesetzlich zugelassene Höchstmenge an Pestizidrückständen um mindestens 30 Prozent unterschreitet. Diese Verpflichtung gilt auch für die Erdbeeren aus dem Best Alliance-Projekt.

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Naturtipps meint dazu:
Eine gute Idee für Menschen, die meinen, sie oder ihre Kinder könnten es absolut nicht abwarten. Aber selbst Kinder und Jugendliche können warten, Erdbeeren sind eben ein saisonales Obst. Und dadurch wird sie doch erst zu etwas besonderem - die kleine rote süße Verführerin...

Außerdem ist nicht nur die Wasserversorgung und die Chemie ein Problem beim Erdbeeranbau. Wer einmal die Gewächshausflächen gesehen hat, merkt, daß das nichts mit naturnaher Landwirtschaft zu tun haben kann... dort kann kein Vogel und kein Insekt landen...

Und wer einmal überlegt, wie die Früchte zu uns kommen, weiß, das auch das nicht so toll ist - woher kommen denn die Staus auf den Straßen? Doch auch davon, daß so viele Konsumenten auf regionale und saisonale Produkte verzichten und lieber Importware in ihren Einkaufswagen legen...

Hier noch ein paar weiterführende Links. Schon in den vergangenen Jahren waren Früherdbeeren ein heißes Thema:
- Früh- Erdbeeren aus Südeuropa und Afrika, vom Mai 2007
- Selbst das Ministeriums für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz Rheinland-Pfalz und der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz e.V. weist in der Schlußbetrachtung zu seinem "Lebensmittel des Monats Juni: Erdbeeren" auf die Umweltproblematik importierter Frühfrüchtchen und deren möglicher Chemischer Belastungen hin.
- Greenpeace-Test: Wieder Giftcocktails in Frueh-Erdbeeren, 2004
- Früherdbeeren aus Marokko stark mit Pestiziden belastet, 2006
- Pflanzenschutzmittelrückstände in Früherdbeeren, Ergebnisse des 1. Quartals 2007

Nun ist die Frage, wie die Untersuchungen dieses Jahr ausfallen werden... Als erste Reaktion kann jedenfalls die REWE-WWF-Aktion gewertet werden.



Bitte, laßt auch die wasserfreundlichen und wahrscheinlich gesünderen Erdbeeren liegen - für jene, die nicht warten können... und die - bitte - greifen dann bei dem Angebot zu...

Macht alle Mit! ... beim Liegenlassen bis zur einheimischen Erdbeersaison im Juni ;-)


Übrigens macht der Blog Naturtipps unverhofft eine Woche Urlaub. Vorraussichtlich am 16. März geht es weiter mit aktuellen Tipps. Bis dahin viel Spaß beim Durchforsten der bisherigen Artikel - denn das lohnt sich immer, da die meisten Posts in ihrer Grundaussage aktuell bleiben.
Da der durchschnittliche Naturtipps-Leser lediglich 2 Seiten pro Besuch liest, bleiben für die Urlaubswoche noch 107!! Posts zum Nachlesen (das reicht ja für 50 Urlaubstage...) - alles Gute dabei wünscht

Gundula,
Autorin und Redakteurin von Naturtipps ;-)

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