Montag, 13. Oktober 2008

263) 1,5 Billionen Euro Miese: Fisch bewußt einkaufen

Bereits seit 2000 bringt der WWF regelmäßig einen sehr hilfreichen "Fischführer" zum nachhaltigen Einkauf von Fisch raus. Naturtipps berichtete bereits im vergangenen Jahr: 033) Ökologischen Fisch auf den Festtisch!. Da die Fischbestände aber auch dieses Jahr hoffnungslos überfischt wurden, hat sich die Situation weiter verschlechtert. Die Konsequenz: wir müssen Meeresfisch wirklich als Luxus ansehen und ihn entsprechend nach nachhaltigen Gesichtspunkten einkaufen. Dabei hilft der "WWF-Fischführer".

Greenpeace hat ebenfalls eine Einkaufshilfe:
Der Greenpeace-Fischratgeber 2008 ist dieses Jahr aktuell raus gekommen und u.a. als pdf-Datei Fischratgeber runterladbar. Demnach gehören Scholle und Atlantischer Lachs nicht in den Einkaufskorb! So die Aussage der dazugehörigen Pressemeldung.

Wer es noch einfacher mag, kann in Deutschland beim Fischkauf z.B. auf das FSC-Siegel (Marine Stewardship Council) achten und an der Fischtheke solchen Fisch einfordern.

Warum es den heutigen Post zu dem Thema gibt? Es geht immer weiter abwärts mit den Fischbeständen, wie der aktuelle Weltbank-Report zeigt.

Und wie lange es noch so weitergehen kann mit dem Raubzug durch die Meere? Nun, er wird er ja schon heute jedes Jahr mühsamer... Hier ein WWF-Artikel zum Weltbank-Report:

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10.10.08, WWF,Meere & Küsten

Überfischung kostet 1,5 Billionen Euro

WWF zu Weltbank-Report: Der Raubbau in den Meeren kennt nur Verlierer

© Jason Rubens / WWF-Canon

Der WWF fordert angesichts der dramatischen wirtschaftlichen Verluste durch die Plünderung der Meere ein konsequentes Umsteuern in der Fischereipolitik. Nach einer in dieser Woche von der Weltbank und der UN-Welternährungsorganisation FAO veröffentlichten Studie gehen der globalen Fischerei wegen schwindender Fischbestände jährlich mindestens 50 Milliarden US-Dollar (36,6 Milliarden Euro) verloren. Für die vergangenen drei Dekaden summiert sich der wirtschaftliche Verlust auf zwei Billionen US-Dollar (1,46 Billionen Euro). Dies entspricht in etwa dem Bruttoinlandsprodukt Italiens.

„Der Fischerei-Wahnsinn kennt nur Verlierer. Die Ozeane werden leer gefischt. Der Lebensraum Meer wird zerstört. Fischer erleiden herbe wirtschaftliche Verluste oder verlieren ihren Job. Eine Milliarde Menschen bangen um ihre wichtigste Nahrungsquelle. Dieses Drama muss ein Ende haben“, kommentiert WWF-Meeresexperte Stephan Lutter die neuen Zahlen.

77 Prozent der globalen Fischbestände gelten als bis an ihre Grenzen befischt oder überfischt. Wird die rücksichtlose Ausbeutung nicht gestoppt, könnten die Meere im Jahr 2050 leer gefischt sein.

Fischer müssen immer mehr Geld aufwenden, längere Strecken zurücklegen und aufwändigere Fanggeräte einsetzen, um ihre Erträge stabil zu halten. Laut FAO und Weltbank gibt es zudem enorme Überkapazitäten – bei gesunden Beständen könnte mit halb soviel Aufwand die gleiche Menge gefangen werden. Jährlich werden etwa 86 Millionen Tonnen Fisch und Meersfrüchte aus den Ozeanen geholt.

Der WWF hatte bereits 2002 für die Kabeljau-Fischerei in Nord- und Ostsee Einkommensverluste von über 415 Millionen Euro pro Jahr berechnet. Denn durch die jahrzehntelange Plünderung sinken die Fangquoten dramatisch.

„Der gesamtwirtschaftliche Schaden rund um den Globus ist noch weitaus größer als von Weltbank und FAO berechnet. Denn die Kosten für die Zerstörung wertvoller Korallenriffe durch Schleppnetze, für Beifänge oder illegale Fischerei sind nicht eingerechnet“, betont WWF-Experte Lutter. Jährlich werden viele Millionen Tonnen Fisch und Meerestiere als nutzloser Müll wieder über Bord geworfen – darunter zum Beispiel 250.000 Meeresschildkröten und 300.000 Wale. „Diese unglaubliche Verschwendung hat noch kein Preisschild“, so Lutter.

Weite Teile der Fischindustrie überleben nur noch, weil die Politik sie Jahr für Jahr mit über 22 Milliarden Euro Steuergeldern am Leben hält. „Dieses kranke System braucht eine Generalüberholung. Von einer nachhaltigen Fischerei werden alle Beteiligen profitieren – vor allem aber die Meere“, so Lutter. Die EU müsse jetzt beherzt die Reform ihrer bislang gescheiterten Fischereipolitik in Angriff nehmen.


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Wenn man sieht, wieviel "Beifang" wieder über Bord geht, wieviel Fischmehl verfüttert wird, um unseren Fleischunger zu stillen... Das kann einfach nicht gut gehen! Deshalb: Wenn Fisch, dann aus kontrollierten Fängen oder nachhaltiger Fischzucht!
Der aktuelle WWF-Fischführer ist als pdf-Datei runterladbar oder direkt beim WWF zu bestellen. Und Fisch aus nachhaltiger Fischzucht ist zum Beispiel Biolachs.

Übrigens:
Wer meint, daß Fisch dann unbezahlbar wird, hat vielleicht nicht ganz unrecht - dann wird er vielleicht wie nachhaltig produziertes Fleisch eine Geschenkidee... warum nicht nachhaltig erzeugte Tierprodukte verschenken oder zu einem solchen besonderen Essen einladen. Was früher das "Schlachtfest" war, kann doch heute ein Geschenk oder eine Einladung sein - natürlich nicht für Vegetarier oder Veganer...

Wenn Fisch, dann nachhaltig gefangen oder gezüchtet!
Wenn Fleisch, dann ohne Fischmehlfütterung!
Und beides nicht täglich...

Macht alle Mit!

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